In dieser Adventskalender-Folge analysiert Tobias , warum die maritime Logistik in den kommenden Jahren vor einer unsichtbaren, aber massiven Disruption steht.

Während alle Welt über 26.000-TEU-Schiffe, neue Services oder Hafenperformance diskutiert, liegt der eigentliche Engpass an anderer Stelle: im Hinterland. Bahn, Terminalinfrastruktur, Lokführer, Disposition und Kapazitäten bremsen die Supply Chain stärker als jeder Hafen.

Eine These, die erklärt, wo die reale Verwundbarkeit der Logistik entsteht.

Die nächste große Disruption entsteht nicht auf See – sondern im Hinterland

In dieser Episode des Logistikpodcast-Adventskalenders formuliert Tobias Lindner eine These, die das gängige Narrativ der maritimen Logistik durchbricht: Die größten Risiken der kommenden Jahre entstehen nicht auf See, nicht bei den Reedereien und nicht im Hafen – sondern im Hinterland. Er bringt es klar auf den Punkt: „Die nächste große Disruption entsteht nicht auf See – sondern im Hinterland.“

Der Hintergrund ist strukturell. Während Reedereien weiter wachsen, Services bündeln und Schiffsgrößen skalieren, bleiben die leistungsfähigen Teile der Supply Chain oft dort stehen, wo die Container das Schiff verlassen. Lindner beschreibt: „Häfen sind heute besser, schneller und effizienter als je zuvor. Die wahre Engstelle entsteht danach.“

Der Hinterlandverkehr ist geprägt von Faktoren, die sich über Jahre verschlechtert oder kaum entwickelt haben: zu wenig Lokführer, fehlende Zugtrassen, veraltete Infrastruktur, verspätete Züge und hohe Ausfallraten im kombinierten Verkehr. Genau dieser Teil der Transportkette entscheidet heute darüber, ob Waren fließen – oder stehen.

Ein zentrales Zitat aus seiner Analyse lautet: „Wir reden über Schiffe mit 26.000 TEU – aber vergessen, dass wir im Hinterland Probleme haben, 80 TEU zuverlässig zu bewegen.“
Damit zeigt Lindner die Diskrepanz zwischen globaler Skalierung und lokaler Realität.

Hinzu kommt die wachsende Volatilität: Unregelmäßige Anläufe, Schiffe, die Tage zu früh oder Tage zu spät kommen, und eine operative Komplexität, die weit über das hinausgeht, was Hinterland-Player heute bewältigen können. Die Folge ist ein Dominoeffekt: Wenn das Hinterland stockt, entsteht Stau in den Terminals, Flächen verstopfen, Abholfenster verschieben sich und die gesamte Supply Chain gerät ins Rutschen.

Lindner beschreibt es so: „Die maritime Supply Chain hält dem Druck stand. Das Hinterland nicht.“

Seine Schlussfolgerung ist eindeutig: Die Branche muss ihre Aufmerksamkeit verlagern. Investitionen, Automatisierung, Planung, Personalaufbau und politische Diskussionen dürfen sich nicht länger auf Häfen konzentrieren. Der wahre Risikofaktor 2026 liegt hinter dem Hafen – dort, wo Container eigentlich weiterrollen sollen.

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