In der finalen Folge unserer Incoterms-Trilogie werfen Tobias und Andreas einen Blick zurück – und nach vorn. Was hat sich in den letzten 90 Jahren getan? Warum wurden bestimmte Klauseln gestrichen oder angepasst? Und was könnte uns bei den Incoterms 2030 erwarten?
📌 Das erwartet dich in dieser Folge:
- Rückblick auf 100 Jahre Incoterms: Wie alles begann – von Telex bis Digitalisierung
- Was sich 2010 und 2020 konkret geändert hat – und warum
- Welche Rolle Plattformlogistik, CO₂-Fußabdruck und Smart Contracts künftig spielen könnten
- Warum Incoterms bisher kaum auf E-Commerce oder D2C-Modelle reagieren
- Was realistischerweise bis 2030 passieren könnte – und was nicht
Die Incoterms sind ein lebendes Regelwerk – sie spiegeln die Realität globaler Lieferketten und verändern sich mit ihr. Auch wenn wir nicht wissen, wie genau die Incoterms 2030 aussehen werden, lohnt es sich schon heute, über neue Anforderungen wie Plattformlogistik, Digitalisierung und Nachhaltigkeit nachzudenken. Wer vorbereitet ist, hat später weniger Überraschungen – und bleibt wettbewerbsfähig.
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Incoterms 2030 – Was kommt, was bleibt, was fehlt?
Nach den Grundlagen (→ Teil 1) und der praktischen Anwendung (→ Teil 2) schließen wir unsere Incoterms-Trilogie mit einem Blick nach vorn ab: Was erwartet uns mit den Incoterms 2030? Welche Entwicklungen könnten in das nächste Update einfließen? Und wie haben sich die Klauseln in den letzten Jahrzehnten an die immer komplexer werdende Welt des globalen Handels angepasst?
Dabei geht es nicht nur um juristische Feinheiten oder semantische Spitzfindigkeiten. Die Incoterms spiegeln den Wandel der Logistik: Vom Telex zur Blockchain, vom Containerhafen zur Plattformökonomie, vom FOB-Geschäft bis zum CO₂-neutralen Direktimport. Und genau deshalb lohnt sich der Blick nach vorn – denn wer heute versteht, wohin sich die Spielregeln entwickeln, kann sich morgen strategisch besser aufstellen.
Ein Regelwerk mit Geschichte
Die Incoterms wurden erstmals 1936 von der International Chamber of Commerce (ICC) veröffentlicht. Ziel: Ein einheitliches Regelwerk für internationale Lieferbeziehungen, um Missverständnisse, Doppelregelungen und rechtliche Grauzonen zu vermeiden. Seitdem wurden sie etwa alle 10 Jahre angepasst – und haben sich so Schritt für Schritt an die Realität der globalen Logistik angenähert.
Die Änderungen 2020 waren eher evolutionär als revolutionär:
- DAT wurde zu DPU (um die Entladestelle flexibler zu gestalten)
- CIF/CIP mit angepassten Versicherungspflichten
- FCA erweitert um On-Board-B/L für Zahlungen über Akkreditiv
- Stärkere Betonung sicherheitsrelevanter Anforderungen
Zurückblickend auf die Revisionen von 2010 und 2000 wird klar: Immer dann, wenn sich Transportstrukturen, Technologien oder rechtliche Rahmenbedingungen verändern, reagieren die Incoterms – manchmal mit Verzögerung, aber meist praxisnah.
2030 – welche Themen stehen im Raum?
Die nächste Revision ist für 2030 zu erwarten. Und obwohl noch nichts offiziell angekündigt ist, lassen sich bereits heute einige mögliche Stoßrichtungen erkennen:
1. Plattformökonomie & E-Commerce
Viele heutige Handelsbeziehungen laufen nicht mehr zwischen zwei klassischen Geschäftspartnern, sondern über Plattformen – etwa bei Direktlieferungen von Herstellern an Endkunden. Die Incoterms sind jedoch klar auf B2B ausgelegt. Ob und wie Plattformverträge künftig in das Regelwerk integriert werden, bleibt spannend.
2. Digitalisierung & Smart Contracts
Digitale Frachtbriefe, Blockchain-basierte Übergaben, GPS-basierte Gefahrenübergänge (Geo-Fencing): All das ist technisch längst möglich – aber noch nicht standardisiert. Die Incoterms 2030 könnten hier erstmals digitale Übergabepunkte oder automatisierte Triggerformate berücksichtigen.
3. Nachhaltigkeit & CO₂-Footprint
Die Forderung nach klimafreundlicher Logistik wird lauter. Theoretisch ließe sich in künftigen Klauseln abbilden, wer für den CO₂-Ausgleich oder den Nachweis klimaneutraler Transporte verantwortlich ist. Praktisch dürfte dieses Thema jedoch zu länderspezifisch und politisch aufgeladen sein, um es klar zu standardisieren.
4. Zoll, Risiko & politische Volatilität
In einer Welt, in der Zölle über Nacht eingeführt oder geändert werden, stellt sich die Frage: Brauchen wir dynamischere Incoterms? Ob eine „Trump-Klausel“ (Risiko bei plötzlichen Zolländerungen) jemals Realität wird, bleibt offen – doch das Thema bleibt brisant.
Fazit: Spielregeln kennen heißt Spielraum nutzen
Die Incoterms sind kein starres Gesetz, sondern ein bewährtes Werkzeug zur Strukturierung internationaler Lieferverträge. Wer die Regeln kennt, kann sie im besten Sinne für sich nutzen – und frühzeitig Risiken vermeiden.
Auch wenn die Incoterms 2030 noch Zukunftsmusik sind: Die Trends der Gegenwart geben Hinweise. Wer heute über Plattformstrukturen, digitale Übergabepunkte oder grenzüberschreitende Transparenz nachdenkt, ist morgen klar im Vorteil.
➡️ Alle drei Episoden der Incoterms-Trilogie findest du auf logistikpodcast.de oder direkt hier:
- Teil 1: Incoterms – Von Rampe zu Rampe
- Teil 2: Incoterms in der Praxis
- Teil 3: Der Blick nach vorn