3. Dezember 2024
214-Einkaufsmanagerinde-EMI-PMI-1024x1024

214 – Einkaufsmanagerindex: Dein persönliches Wirtschaftsbarometer

Heute geht es in einer Basicfolge um den Einkaufsmanagerindex (EMI), einen Schlüsselindikator, der tiefe Einblicke in die Wirtschaft bietet. Der EMI gilt als das Barometer der wirtschaftlichen Gesundheit – aber was bedeutet das eigentlich?

Wir beginnen mit den Grundlagen: Was ist der EMI, und warum ist er ein unverzichtbares Werkzeug für Ökonomen und Entscheidungsträger? Durch einfache Erklärungen und interessante Fakten lernst du, wie dieser Index berechnet wird und was seine Werte aussagen.

Dann tauchen wir in die Interpretation des EMI ein. Ein Wert über 50 signalisiert Wachstum, unter 50 Schrumpfung – doch die Geschichte dahinter ist komplexer. Wir diskutieren, wie Veränderungen im EMI wirtschaftliche Trends wie Konsumverhalten, Produktionsraten und sogar globale Handelsdynamiken widerspiegeln können.

Unser Gast, Wirtschaftsexperte Dr. Lena Schmidt, bietet tiefe Einblicke in die Anwendung des EMI. Sie teilt Beispiele, wie Unternehmen und Politiker diesen Index nutzen, um strategische Entscheidungen zu treffen und die Wirtschaftslage einzuschätzen.

Wir schließen die Episode mit einem Blick auf die aktuellen EMI-Trends ab. Was sagen diese über unsere heutige Wirtschaft aus, und wie können wir diese Informationen nutzen, um besser auf zukünftige Entwicklungen vorbereitet zu sein?

Egal, ob du ein Wirtschaftsexperte bist oder einfach nur neugierig auf die Mechanismen hinter den Wirtschaftsnachrichten, diese Folge bietet dir wertvolle Einblicke in den Einkaufsmanagerindex. Schalte ein für eine fesselnde Reise durch die Welt der Wirtschaftsindikatoren!

Shownotes zur Episode „Einkaufsmanagerindex EMI“:

Definition Purchasing Manager Index PME von wikipedia

Definition Purchasing Manager Index PME von wikipedia

Video-Darstellung des EMI von der HCOB

Definition „Verarbeitendes Gewerbe“ von wikipedia

Der EMI bei beschaffung-aktuell.de

Bestellformular BME für den Einkaufsmanagerindex

Der Einkaufsmanagerindex EMI / Purchasing Manager Index PMI:

Stell dir vor, du hättest eine Kristallkugel, die dir Einblicke in die wirtschaftliche Zukunft gibt. Der Einkaufsmanagerindex (EMI) ist so ein Instrument, das nicht nur wertvolle Informationen über die aktuelle Wirtschaftslage liefert, sondern auch aufkommende Trends beleuchtet.

Wir finden die Ergebnisse und Aussagen dazu immer wieder in der Presse. Damit es uns als Logistiker gelingt hier die richtigen Schlüsse draus zu ziehen, schauen wir uns in den Index heute einmal näher an.

Was ist der Einkaufsmanagerindex?

Der EMI ist ein kraftvoller Früh-Indikator. Er basiert auf den Umfragen von Einkaufsmanagern großer Unternehmen. Diese Experten bieten durch ihre Bestellungen oft einen frühen Blick auf zukünftige Marktentwicklungen.

Dabei kommen die Einkaufsmanager vor allem aus dem verarbeitenden Gewerbe. Das ist für uns Logistiker erstmal nicht sonderlich relevant – zumindest nicht in der Gesamtübersicht. Allerdings besteht der EMI aus einem großen Indikator, der sich in mehrere Teilbereiche aufsplitten lässt. Und hier wird es dann auch für den Logistiker interessant, da beispielsweise auch Einschätzungen zum Lagerbestand der Fertigwaren oder auch Vormaterialien getroffen werden.

In Deutschland wird der Einkaufsmanagerindex von der Hamburg Commercial Bank zusammen mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) veröffentlicht. Daneben gibt es auch weitere Institute, die die Daten sammeln und auswerten. So erhält man am Ende einen EMI je Wirtschaftszone, die jeweils von Interesse sein könnte.

International heißt die Kennzahl Purchasing Managers Index (PMI). Macht durchaus Sinn im englischen Umfeld, führt aber wie gesagt dazu, dass wir einen erweiterten Blick erhalten mit dem PMI Global oder auf dem PMI Eurozone.

Die Entstehung des Einkaufsmanagerindex

Entwickelt in den USA der 1940er Jahre, hat sich der EMI zu einem globalen Wirtschaftsmaßstab entwickelt. In Deutschland wird der Wert seit 1996 veröffentlicht.

Seine Berechnung berücksichtigt fünf Hauptfaktoren:

  • 30% Auftragseingang
  • 25% Produktion
  • 20% Beschäftigung
  • 15% Lieferzeiten und
  • 10% Lagerbestände.

Jeder dieser Aspekte erzählt etwas über die wirtschaftliche Performance. Für uns Logistiker sind dabei vor allem die Lagerbestände von Interesse. Letztlich sagt aber auch die Gesamtzahl des EMI etwas für uns aus, da die Logistik häufig beim Transport involviert ist. Das bedeutet, steigt der Auftragseingang und damit die Produktion, sollte auch gleichermaßen das Transportvolumen steigen – oder der Bedarf an Lagerfläche.

Die Bedeutung des Einkaufsmanagerindex

Die Kennzahl arbeitet an der Stelle mit einem sogenannten Diffusionsindex. Dieser misst die prozentuale Veränderung einer Wertereihe im Vergleich zur Vorperiode und stellt den Unterschied entsprechend da. Ist der Wert dabei größer 50, spricht man von einer Aufschwungsphase. Bei einem Wert kleiner 50 sprechen die Experten logischerweise von einer Abschwungphase.

Die Details sind jedoch entscheidend: Ein sinkender Index in einer Wachstumsphase kann ein frühes Warnzeichen für eine wirtschaftliche Abkühlung sein.

Und hier ist genau der Juice des Indikators für den Betrachter. Schaut man sich die Werte des EMI im zeitlichen Verlauf an, so ist zu erkennen, dass dieser in den Monaten Januar bis Juli 2023 beständig gesunken ist. Die ganze Zeit ist er dabei unter der Marke von 50, was einem wirtschaftlichen Abschwung entspricht. Den Tiefststand erreicht er dabei im Juli mit einem Wert von 38,8 (Information BME).

EMI Index für 2023
EMI Index für 2023, Screenshot von der Seite: https://beschaffung-aktuell.industrie.de/studien/einkaufsmanagerindex/

Seit dem entwickelt sich der Index wieder leicht nach oben. Im hier dargestellten November lag er bei 42,6. Somit hat er gegenüber dem Juli um fast 4 Punkt zugelegt. Natürlich ist er weiterhin im Abschwungbereich, aber man erkennt theoretisch seit August eine Seitwärtsphase. Etwas, dass jetzt erst etwas populärer durch die Medien geht, wo die Zinsen mehr oder weniger stabil bleiben und die Inflationsrate im November nur noch bei 3,2% liegt.

Verfolgt man als anderes Beispiel die rote Linie aus dem Jahr 2020 sieht man gleichermaßen wie schnell der Index nach dem Corona-Schock wieder gestiegen ist. Schon drei Monate späte lag er im Bereich über 50 und damit im vorhergesagten Wachstum.

Anwendung und Interpretation

Je nach Sparte, in der du tätig bist, lassen sich aus dem EMI also verschiedene Interpretationen formulieren. Für uns als Logistiker könnte dies mit dem Bericht aus November aus folgendes bedeuten: Die Wirttschaft verliert zunehmend weniger. Das heißt, das negative Wachstum wird geringer durch augenscheinlich mehr Aufträge und mehr Produktion.

Gleichzeitig berichtet die BME auch darüber, dass der Wert gelagerten Vormaterialien zum 13. Mal in Folge gesunken ist. Das bedeutet letztlich nichts anderes, als das zusätzliche Lagerflächen frei werden. In Kooperation mit anderen Indizes erkennt man, dass die Lieferketten wieder recht stabil funktionieren. Stand November 2023 sind Krisenherde wie der Krieg in der Ukraine und im Gaza-Streifen ein „mit einkalkuliertes Risiko“, das dazu führt, das global die Wirtschaft wieder anzieht (korrekt formuliert: weniger schrumpft).

Kritisch wird beim EMI immer wieder die wirtschaftliche Bedeutung genannt. Während das verarbeitenden Gewerbe in den USA nur noch einen Anteil von 12% bis 18% am BIP hat, beträgt der Anteil in Deutschland zwischen 20% bis 26% (Quelle). Folglich sind die Aussagen aus dem EMI nur für rund ein Viertel der Wirtschaft fundiert.

Zusätzlich gibt es die Kritik der Antwortmöglichkeiten. Hier haben die Einkaufsmanager nur die Auswahl zwischen Aufschwung, Abschwung und ist gleich geblieben. Es gibt aber keine Differenzierung nach der Stärke des Signals, als bspw. der Auftragseingang hat um 20% zugelegt oder 0,2%.

Schlussfolgerung

Der Einkaufsmanagerindex ist mehr als nur eine Zahl; er ist ein Fenster in die Seele der Wirtschaft. Seine Analyse ist eine faszinierende Mischung aus Wissenschaft und Kunst und bleibt ein unverzichtbares Werkzeug, um die Wirtschaft zu verstehen.

Sicherlich ist die Zahl aber nur ein Indikator. Die Trends daraus und die Thesen sollten durch flankierende Zahlen bestätigt werden. Somit ist der EMI kein Stand-Alone-Index, der „entscheidet“. Vielmehr geht es um die frühzeitige Trenderkennung. Daraus lassen sich für das eigene Unternehmen entsprechende Möglichkeiten ableiten, die sich als Chance nutzen lassen (könnten).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert