Und diese Woche geht es im Logistik Briefing unter anderem um das Start-Up Smarcel. Das Produkt soll eine Lösung für das Zustellproblem der KEP Dienstleister sein und findet bisher interessante Finanzierungspartner.
Auch schauen wir auf den Port Performance Index und die gestiegenen Spotmarkt-Frachten sowie das neu eröffnete Lager von Rewe in Magdeburg.
#1 Port Performance Index 2023
Der chinesische Hafen Yangshan wurde laut dem Port Performance Index 2023 (CPPI) erneut als weltweit leistungsfähigster Hafen ausgezeichnet, wie die „DVZ“ berichtet.
Die Studie, die von der Weltbank in Zusammenarbeit mit S&P Global Market Intelligence veröffentlicht wurde, platziert den Hafen Salalah im Oman auf dem zweiten und den kolumbianischen Hafen Cartagena auf dem dritten Rang.
Der größte deutsche Seehafen, Hamburg, verbesserte sich signifikant von Platz 328 auf 121. Wilhelmshaven verbesserte sich von Platz 118 auf 72 während Bremerhaven von PLatz 60 auf Platz 88 fiel. Beeindruckend ist auch die Leistung des Hafen in Rotterdam, die von Platz 265 auf 91 nach vorne kamen.
Der Index bewertet die Effizienz der Häfen und berücksichtigt dabei Kriterien wie den Tiefgang der Fahrrinnen, die Qualität der Hinterlandverbindungen und die Effizienz der Behörden bei der Containerabfertigung.
Schlechte Leistungen eines Hafens können negative Auswirkungen auf das gesamte Hinterland und das Wirtschaftswachstum des betreffenden Landes haben.
Der Bericht misst die Performance des Containerumschlags unter anderem durch die Erfassung der Gesamtaufenthaltszeit der Schiffe im Hafen sowie die Anzahl der Containerbrücken-Bewegungen. Im letzten Jahr verbrachten Containerschiffe weltweit durchschnittlich 40,5 Stunden in den Häfen, was einen Anstieg um 3,7 Stunden gegenüber dem Vorjahr darstellt.
Die Weltbank und S&P Global Market Intelligence veröffentlichen diesen Bericht bereits zum vierten Mal, um einen objektiven Vergleich der Hafenleistungsfähigkeit zu ermöglichen.
#2 Smarcel stellt Konzept vor
Die Gründer des Start-ups Innovative Robot Delivery (IRD) haben sich das ambitionierte Ziel gesetzt, die letzte Meile der Paketzustellung zu revolutionieren. Wie die „DVZ“ berichtet, könnte diese Vision bereits im kommenden Jahr Wirklichkeit werden, dank eines mobilen Paketautomaten namens „Smarcel“.
Die Gründer Boris Mayer, Christof Schares und Christian Borger, die bereits vor zwei Jahrzehnten die Packstation bei DHL entwickelten, bringen umfangreiche Branchenerfahrung in dieses innovative Projekt ein.
Smarcel ist darauf ausgelegt, mehrere Herausforderungen der Paketzustellungsbranche zu bewältigen, darunter die steigende Menge an Paketaufkommen, die Zunahme von Verpackungsmüll und den Mangel an Arbeitskräften.
Das Gerät, welches die Größe eines Sprinters hat und auf einem normalen PKW-Parkplatz Platz findet, kann täglich seinen Standort wechseln, was es ideal für den Einsatz an wechselnden Standorten wie Supermarktparkplätzen oder öffentlichen Plätzen macht.
Die technische Innovation des Smarcel umfasst ein Hochregallager im Miniaturformat, das bis zu 200 Pakete verschiedener Größen aufnehmen kann. Es wird geplant, dass die Automaten nachts in der Zustellbasis automatisch beladen werden, basierend auf den Standortdaten, die von den Empfängern über die Apps der KEP-Dienste bereitgestellt werden.
Dieser Prozess soll manuelle Beladungen ersetzen, die derzeit bis zu 90 Minuten dauern können, und könnte erhebliche Kosteneinsparungen von bis zu einer Milliarde Euro jährlich ermöglichen.
Das System sieht auch ein innovatives Mehrwegverpackungssystem vor, das die Umweltbelastung reduzieren und die Effizienz steigern soll. Im Vergleich zur herkömmlichen Haustürzustellung könnten so bis zu 70 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden.
Die Entwickler haben bereits zahlreiche Patente gesichert und signifikante Investitionen von Unternehmen wie Arvato sowie von privaten Investoren erhalten. Mit der jüngsten Finanzierungsrunde plant IRD den Bau einer Kleinserie dieser Geräte, die im nächsten Frühjahr in einem realen Test mit einem europäischen Paketdienstleister erprobt werden sollen.
#3 Neues Rewe-Drehkreuz für bis zu 1.900 Märkte
Die REWE Group hat mit der Eröffnung ihres neuesten und modernsten Logistikzentrums, dem RE D 39 in Magdeburg Rothensee, einen bedeutenden Fortschritt in ihrer Logistikinfrastruktur erreicht, wie „Fruchtportal.de“ berichtet.
Mit einer Investition von rund 250 Millionen Euro ist das Zentrum ein zentrales Element in REWEs Strategie, die Effizienz der Warenversorgung und die Nachhaltigkeit im Betrieb zu verbessern. Auf einer Fläche von 49.500 Quadratmetern bietet das Zentrum Platz für 20.000 Artikel des Trockensortiments und verfügt über die Kapazität, an Spitzentagen bis zu 286.000 Kolli über 53 Warenausgangstore zu verarbeiten.
Besonders bemerkenswert ist der hohe Automatisierungsgrad im RE D 39, der bei 50 Prozent liegt. Diese Automatisierung betrifft wesentliche Lagerprozesse und ermöglicht es dem Zentrum, effizienter und schneller auf die Bedürfnisse der Märkte zu reagieren.
Die Implementierung von Technologien wie dem „Automated Case Picking“ reduziert nicht nur die körperliche Belastung der Mitarbeiter, sondern optimiert auch die Logistikkosten durch schnelleres und präziseres Handling der Waren.
Die Lage des Logistikzentrums in Magdeburg wurde strategisch gewählt, um die Verkehrsanbindungen zu optimieren. Magdeburg, ein Knotenpunkt wichtiger europäischer Verkehrsströme, bietet durch die Nähe zu Bundesautobahnen, Bahnnetzen und Wasserstraßen entscheidende logistische Vorteile. Diese Standortvorteile ermöglichen es REWE, die Lieferzeiten zu verkürzen und die Effizienz der Lieferketten zu steigern.
Zudem spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle in der Konzeption des RE D 39. Das Logistikzentrum ist mit nachhaltigen Technologien wie Photovoltaikanlagen, präsenzgesteuerter LED-Beleuchtung und einem System zur Nutzung von Abwärme ausgestattet.
Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den Energieverbrauch signifikant zu reduzieren und die CO2-Emissionen zu minimieren. Die Einsparung von jährlich 4 Millionen Kilometern Transportstrecke durch die zentrale Lage in Magdeburg unterstreicht das Engagement von REWE für Umweltschutz und Effizienz.
Mit der Eröffnung des RE D 39 erreicht die REWE Group nicht nur einen Meilenstein in ihrer Logistikstrategie, sondern setzt auch neue Standards für die gesamte Branche, indem sie zeigt, wie moderne Technologien und durchdachte Standortwahl die Logistikeffizienz und ökologische Nachhaltigkeit maßgeblich verbessern können.
#4 Spotmarkt-Seefrachtraten explodieren
Laut dem „Logistik Watchblog“ stehen die globalen Lieferketten erneut unter Druck, ähnlich wie zu den Höhepunkten der Corona-Pandemie. Die Containerreederei Hapag Lloyd verzeichnet einen signifikanten Anstieg der Nachfrage nach Seefrachtkapazitäten, während gleichzeitig Engpässe in wichtigen Häfen wie einigen in China zu Schiffsstaus führen.
Diese Situation hat die Containerkapazitäten knapp werden lassen und die Spot-Frachtraten in den letzten Monaten drastisch ansteigen lassen.
Viele große US-Händler, darunter Walmart und Target, stocken ihre Lager im Hinblick auf das kommende Weihnachtsgeschäft auf, was die Nachfrage weiterhin in die Höhe treibt.
Der CEO von Hapag Lloyd, Habben Jansen, und der CEO der Reederei Maersk, Vincent Clerc, warnen vor Verzögerungen und möglichen Verschlimmerungen der Situation, wenn Kunden beginnen, mehr zu bestellen als nötig. Diese Überbuchungen könnten zu einem Peitscheneffekt führen, der die Lieferverzögerungen paradoxerweise noch verstärkt.
Zusätzlich wirkt sich die politische Krise im Roten Meer aufgrund von Angriffen durch Huthi-Rebellen aus dem Jemen weiterhin negativ auf die Frachtraten aus, die zuletzt um zwei Drittel gestiegen sind.
Obwohl eine Entspannung der Situation bis zum Jahresende von den CEOs von Maersk und Hapag Lloyd als möglich, aber unwahrscheinlich eingeschätzt wird, bleibt die Unsicherheit groß.
#5 Warnstreiks im Hamburger Hafen
Ver.di hat in mehreren großen deutschen Seehäfen zu Warnstreiks aufgerufen, um Druck auf die laufenden Tarifverhandlungen auszuüben, berichtet der „Spiegel“. Die Arbeitsniederlegungen, die in Häfen wie Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Brake und Emden stattfinden, haben den Hafen- und Containerumschlag weitgehend lahmgelegt.
Die Gewerkschaft fordert höhere Löhne und Schichtzuschläge, insbesondere für die unteren Lohngruppen, die von der Inflation stark betroffen sind.
Die Streiks folgen auf ein Scheitern der zweiten Verhandlungsrunde mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), bei der kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt wurde.
Ver.di strebt eine deutliche Lohnerhöhung an, um die Einkommensunterschiede zwischen den Lohngruppen zu verringern und die Kaufkraft der Hafenarbeiter zu stärken. Die Tarifverhandlungen sollen in der kommenden Woche fortgesetzt werden.
Bereits vor zehn Tagen hatten ähnliche Streikaktionen den Betrieb in den Hamburger Containerterminals stark beeinträchtigt.
#Events
Nächste Woche findet am 03.07. das TRANSFER.FESTIVALS in Dortmund statt. Unter dem Motto “Einfach mal machen – könnte ja gut werden” treffen Nachwuchskräfte und Interessierte am Fraunhofer Institut auf Vertreter der Industrie, Mittelstand und natürlich der Forschung.
Im Workshop-Modus geht es zu verschiedenen Themen wie beispielsweise zur Circular Economy, KI meets KMU, Digitaler Zwilling und vielem mehr in den moderierten Austausch.
Der Verstanlter “Digital Hub Logistics” lädt von 9:30 bis bis 17 Uhr und im Anschluss zum Ausklang ein. Tickets gibts für 79-99 EUR auf der Veranstaltungsseite.