von Migration, Arbeit & Lohnkosten: Was bedeutet die Wahl für die Logistik?
In der dritten Folge unserer vierteiligen Podcast-Serie zur Bundestagswahl beschäftigen wir uns mit einem Thema, das die Logistikbranche direkt betrifft: Migration, Lohnkosten, Sozialleistungen und Arbeitsmodelle.
Während die ersten beiden Episoden die Wahlprogramme aus der Perspektive von Infrastruktur, Verkehr und Energie betrachtet haben, geht es diesmal um den Menschen hinter dem Lenkrad, in der Lagerhalle und im Dispositionsbüro.
Die Frage, wie sich politische Entscheidungen in diesen Bereichen auswirken, ist für die gesamte Branche entscheidend.
Migration und Arbeitsmarkt: Wer hält die Logistik am Laufen?
Die Logistik ist eine der Branchen, die stark von ausländischen Arbeitskräften abhängig ist. Laut aktuellen Zahlen haben etwa 25 % der Beschäftigten in der Transport- und Logistikbranche eine ausländische Staatsangehörigkeit. Bei den Berufskraftfahrern sind es rund 24 %, in der Lebensmittelproduktion sogar 34 %.
Gleichzeitig sinkt die Zahl der erwerbsfähigen Menschen in Deutschland stetig. Ohne Zuwanderung wird es in den kommenden Jahrzehnten immer schwieriger, offene Stellen zu besetzen. Doch wie stehen die Parteien zur Einwanderungspolitik?
Relevante Fragen für die Logistik:
- Wird es leichter oder schwerer, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben?
- Welche Regeln gelten für den Arbeitsmarktzugang von Migranten?
- Wie wird mit der Anerkennung ausländischer Abschlüsse umgegangen?
- Gibt es Hürden durch neue Grenzkontrollen oder andere Maßnahmen?
Während einige Parteien eine vereinfachte Fachkräftezuwanderung fordern, um Arbeitskräfte gezielt nach Deutschland zu holen, setzen andere auf eine stärkere Begrenzung oder sogar Remigration. Besonders für Logistikunternehmen, die bereits unter Personalmangel leiden, könnten hier drastische Veränderungen bevorstehen.
Lohnkosten und Sozialabgaben: Wie teuer wird Arbeit?
Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten Arbeitskosten in Europa. Laut einer aktuellen EU-Statistik liegen die Arbeitskosten pro geleistete Stunde in Deutschland bei rund 41,30 €, womit das Land auf Platz 6 innerhalb der EU steht.
Zum Vergleich: In Luxemburg liegt dieser Wert bei 53,90 €, während Kroatien, Lettland und Ungarn mit 12,80 € – 14,40 € das untere Ende der Skala bilden.
Zu den Arbeitskosten gehören nicht nur die Löhne selbst, sondern auch Sozialabgaben für Krankenversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung.
Relevante Fragen für die Logistik:
- Wird der Mindestlohn erhöht oder bleibt er stabil?
- Wie entwickeln sich Sozialabgaben für Unternehmen?
- Gibt es Steuererleichterungen für Arbeit und Beschäftigung?
Einige Parteien setzen darauf, Überstunden steuerfrei zu stellen oder den Spitzensteuersatz erst bei höheren Einkommen greifen zu lassen. Andere fordern eine Erhöhung des Mindestlohns und die Abschaffung von Minijobs.
Arbeitsmodelle und Steuerpolitik: Flexibilität oder Regulierung?
Ein weiteres großes Thema ist die Flexibilität der Arbeitszeit. Gerade in der Logistik gibt es oft Schichtarbeit und unregelmäßige Arbeitszeiten, die sich nicht an klassische 9-to-5-Modelle halten.
Relevante Fragen für die Logistik:
- Wird es mehr Flexibilität in den Arbeitszeiten geben?
- Gibt es steuerliche Anreize für Mehrarbeit oder längere Lebensarbeitszeiten?
- Wie werden Teilzeit- und Leiharbeit geregelt?
Während einige Parteien sich für eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung aussprechen und eine wöchentliche statt tägliche Höchstarbeitszeit fordern, setzen andere auf eine Vier-Tage-Woche oder eine Begrenzung der Arbeitszeit.
Auch das Thema Leiharbeit und befristete Verträge steht zur Diskussion: Manche Parteien fordern eine komplette Abschaffung, was erhebliche Auswirkungen auf viele Logistikunternehmen haben könnte.
Einkommensteuer und Renten: Wer zahlt wie viel?
Die Steuerpolitik spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie attraktiv Deutschland als Arbeitsmarkt bleibt. Die Vorschläge zur Einkommensteuer reichen von Steuersenkungen für Besserverdiener bis hin zu starken Steuererhöhungen für hohe Einkommen.
Relevante Fragen für die Logistik:
- Wer wird steuerlich entlastet, wer muss mehr zahlen?
- Gibt es Anreize für längeres Arbeiten im Rentenalter?
- Wird die Rentenversicherung reformiert?
Während einige Parteien eine Steuersenkung für mittlere und hohe Einkommen anstreben, setzen andere auf eine höhere Besteuerung von Spitzenverdienern.
Auch die Frage, ob Rentner länger arbeiten sollten und ob das Rentensystem reformiert wird, spielt eine große Rolle.
Fazit: Was bedeutet das für die Logistik?
Die politischen Entscheidungen in den Bereichen Migration, Lohnkosten und Arbeitsmodelle haben direkte Auswirkungen auf die Logistikbranche. Der Fachkräftemangel ist bereits jetzt ein Problem – je nach politischer Ausrichtung könnte sich die Situation weiter verschärfen oder entschärfen.
Während einige Parteien eine gezielte Fachkräfteeinwanderung erleichtern wollen, setzen andere auf eine stärkere Begrenzung oder Remigration.
Auch bei den Arbeitskosten gibt es unterschiedliche Ansätze: Steuersenkungen für Arbeitnehmer und Unternehmen auf der einen Seite, höhere Mindestlöhne und Sozialabgaben auf der anderen.
Für Unternehmen in der Logistikbranche bedeutet das: Die Wahlprogramme genau zu prüfen und abzuwägen, welche politischen Maßnahmen langfristig positive oder negative Auswirkungen auf den eigenen Betrieb haben könnten.
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